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AWARD

Diözesankunstpreis 2022

Drei Abschlussarbeiten der Kunstuniversität Linz wurden mit dem Diözesankunstpreis 2022 ausgezeichnet.
Die Förderpreise 2022 für Bildende Kunst gehen an Ruth Größwang und Martina Jäger. Die Jury hat dieses Jahr zwei Preisträgerinnen ex aequo für den ersten Preis nominiert. Beide Einreichungen basieren auf sehr unterschiedlichen theoretischen Ansätzen. In ihrer künstlerischen Ausrichtung ergänzen sich beide Arbeiten sehr gut. Größwangs Masterarbeit Symbiotic Matter. Über die Bedeutung symbiotischer Beziehungen im Anthropozän – eine interdisziplinäre Analyse (Studienrichtung Lehramt Bildnerische Erziehung/Textiles Gestalten) behandelt den Mythos der Schöpfung und der Evolution – eine Welt ohne Menschen würde sie als Organismus besser funktionieren als mit? Die Künstlerin setzte sich mit Theorien der Symbioseforschung nach der Mikrobiologin Lynn Margulis und der Naturwissenschaftsforscherin Donna Haraway auseinander. Die verblüffende Erkenntnis, wonach naturbezogene Prozesse auf der Mikroebene im Sinne der Symbiose viel kooperativer sein könnten als bisher angenommen, schließt den Menschen nicht mit ein. Letzterer wird als Dysbiont gesehen, der sich durch seine exzeptionalistische Einstellung von der Natur entfremdet hat.Größwang visualisiert das erläuterte Paradigma der Symbiose an gepressten Waldpflanzen, „deren Art von symbiotischem Kollaborieren nicht nur sie selbst, sondern das ganze Ökosystem Wald am Leben erhält.“ (Größwang). Den Dysbioten Mensch hingegen legt sie in ihren Fotoarbeiten eine absurde Rüstung an, „die in weniger schützt als vielmehr von der Umwelt abkapselt.“Das gewählte Thema ist für unsere Zeit relevant. Schöpfung und Evolution versus eine dramatische Zuspitzung der Umweltthematik beschäftigt und belastet die Menschheit mehr als je zuvor. Die Umsetzung des theoretischen Konzepts ist semantisch stimmig und formal-ästhetisch sehr ansprechend. Die mit organischem Material wie Adlerfarnen, Pestwurz und Steinen gestaltete Kugelform ihrer Rauminstallation visualisiert einen in sich geschlossenen Kosmos, dessen großer Reiz in seiner Fragilität und Transparenz liegt.
Der Förderpreis des Diözesankunstvereins Linz in der Höhe von € 2.000,- wird seit 1996 jährlich vergeben. Es werden damit Abschlussarbeiten an der Kunstuniversität Linz ausgezeichnet, die von besonderer künstlerischer Qualität und von einer ethischen, sozialen oder religiösen Relevanz sind.
 

Jury des diesjährigen Diözesankunstpreise
Martina Gelsinger, Kunstreferat der Diözese Linz, Obfrau Diözesankunstverein Linz
Anja Ellenberger, Leitung Ausstellungswesen, Kunstuniversität Linz
Brigitte Reutner-Doneus, Leitung Sammlung Grafik und Fotografie, Kuratorin, Lentos Kunstmuseum Linz
Franz Koppelstätter, Leitung Architekturforum Linz
Anna Minta, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Kath. Privat-Universität Linz

Fotos © Ruth Größwang