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Schönste Bücher Österreichs

Laute Post–Weitererzählungen aus Kolumbien

Auszeichnung für die  Buchgestaltung von Alexandra Möllner im Rahmen ihrer Masterarbeit, im Bereich Visuelle Kommunikation.

Laute Post—Weitererzählungen aus Kolumbien (Rerelatos Colombianos)

herausgegeben von Vizerektorin Karin Harrasser und der Kulturwissenschafterin Sarah Sander, ist ein Buch, das Erzählungen, Erinnerungen, Beobachtungen und politische Partizipation auf unterschiedlichen Ebenen dokumentiert. Laute Post zu spielen ist ein paradoxer Vorgang. Im Gegensatz zur diskreten Stillen Post, übermittelt diese die versammelten Weitererzählungen als persönliche und politische Anliegen direkt weiter und richtet sich damit an die Öffentlichkeit. Studierende der Kunstuniversität Linz berichten von Erfahrungen in einer konkreten politischen Situation Kolumbiens, die von Gewalt, bewaffnetem Kampf, Bedrohung zivilgesellschaftlicher Akteure, jedoch auch von partizipativem Engagement, geprägt ist. Die Vielstimmigkeit des Bandes, die durch die Mehrsprachigkeit der Texte akzentuiert wird, stellt eine Praxis des Weitererzählens dar, die sich selbst mit ins Gespräch bringt und dadurch das Weitergetragene zum gemeinsamen Anliegen macht. Durch subjektive Aufarbeitung und theoretische Reflexion entsteht eine kollektive, situierte Geschichte.
 
Auf Text-Bild-Ebene wird das Geschehene von 20 Akteur*innen erzählt und reflektiert. Der Prozess der Verortung, Erinnerung, Ortung, Situierung und Reflexion agiert als Schnittstelle zwischen Erzählung und Gestaltung. Diese Chronologie, die beinahe als Mantra gesprochen werden kann, definiert die Abfolge des Buches in fünf Kapiteln und wird als gestalterische Haltung in den Gestaltungskanon aufgenommen.
 
Die Gestaltung des Buches verweist auf die Vielstimmigkeit der Erzählenden. Das Buch bietet Raum für die kritische Auseinandersetzung der Studierenden. Jede Erzählung wird in ihrer Textform autonom behandelt (Essays, Gespräche, kollektive Texte, Manifest, Theaterstück, Tagebuch, Gerüchte). Die Textgattungen erarbeiten die subjektiven Erzählweisen der Autor*innen in einem zweisprachigen System.
 
Die Inhalte der einzelnen Kapitel werden von Bildstrecken begleitet und lassen diese ausklingen. Das Bildmaterial zeigt dokumentarische fotografische Elemente, Artefakte, Gesammeltes und Gefundenes, Notizen, Zeichnungen oder Gefertigtes. Diese Objekte werden in dem Maßstab 1:1 abgebildet. Die Gestaltung des Buches bedient sich beinahe des gesamten Formats. Knappe Ränder, eng gesetzte Bildtitel und drängende Inhalte wandern an die Grenzen des Formats. Der gestalterische Handgriff die physische Dimension der Buchseite auszureizen, soll auf subtile Weise die Dringlichkeit, Wichtigkeit und Lautstärke der Texte betonen.
Der Umschlag deutet auf das Paradoxon des Titels; die stille Erscheinung der Lauten Post. Der Weißraum der Vorderseite operiert auf typografischer Ebene mit den Schlagworten Verorten, Erinnern, etc. und setzt diese als Gegengewicht zu Titel, Herausgeberinnen und Verlag. Das Format orientiert sich an der Größe eines handlichen Notizbuches, sowie es die Studierenden während ihrer Reise (besser Mission) bei sich trugen. Der weiche Umschlag und das kleinformatige Buch greifen den reisenden Aspekt der Inhalte auf.


Karin Harrasser und Sarah Sander (Hg.)
Laute Post–Weitererzählungen aus Kolumbien (Rerelatos Colombianos)
Sonderzahl Verlag (Rubrik: Linzer Augen)
2021
Format: 190x240 mm
324 Seiten
Auflage: 800 Stück
25€
ISBN 978-3-85449-577-2
Buchgestaltung: Alexandra Möllner (im Rahmen der Masterarbeit, Abteilung für Visuelle Kommunikation, Prof. Tina Frank) www.alexandramoellner.at
INSTAGRAM: @alexandramoellner

© Alexandra Möllner