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Vera Uhl Skrivanová

Vera Uhl Skrivanová hat über Kunstpädagogik in Tschechien gesprochen und u. a. auch eines ihrer eigenen Schulprojekte vorgestellt: Bunte Erlebnisse im Grünen
oder Prager Grundschüler nehmen ihren Wohnort durch Veränderung war Die Schüler in Tschechien wie auch die in Bayern verlassen begeistert ihre Schulbänke, wenn die Lehrerin mit ihrer Klasse zum Unterricht im Grünen aufbricht. Zum Glück gibt es in Prag genügend Parks und Naturschutzgebiete und daher besteht die Möglichkeit von Naturbesuchen. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Kinder und ihre Eltern aus Prag 6 ist das Naturschutzgebiet Divoká Šárka, das sich in der Nähe ihres Wohnortes befindet.
Nehmen aber die Kinder während ihrer häufigen Besuches die Natur war? Kennen sie ihren Stadtteil wirklich? Weil ich darüber Zweifel hegte, stellte ich ins Zentrum des Kunstunterrichtes Rezeption und Erkenntnis unseres Wohn- und Schulortes. Dies sollte durch Veränderung  bestimmter Orte realisiert werden. Die Inspiration zu solchen Verwandlungen im öffentlichen Raum bietet z.B. die Kunstrichtung Landart. Die Veränderungen der Landschaft ist  zwar nicht dauerhaft, dafür bringt sie den Schülern dauerhafte Erlebnisse und Erinnerungen. Durch diese Erlebnispädagogik haben die Schüler die Möglichkeit eine tiefere Beziehung zu ihrem Wohnort aufzubauen. 
Es näherte sich das Ende des Schuljahr (in Tschechien endet das Schuljahr am 30. Juni) und ich machte mich im Kunstunterricht mit meinen Schülern aus der 4. Klasse auf den Weg in das Naturschutzgebiet Divoká Šárka. Wir nahmen nichts anders als eine Rolle buntes Krepppapier für jeden Schüler mit, die wir für Veränderungen von bestimmten Plätzen in der Landschaft benützen wollten. Schon in der Schule haben wir zeichnerische Verwandlungen von Landschaftsfotos realisiert. Nach dem Beispiel vom Christos Talvorhang (1970-72) in Colorado haben die Schüler in  Fotos ihre Entwürfe eingefügt. Nun wollen wir unsere Vorstellungen in der Natur verwirklichen. In das Innere von Divoká Šárka sind wir auf langen Treppen hinuntergestiegen. Die Kinder sind schnell nach vorne gelaufen und haben nicht rechts oder links geschaut, sie wollten einfach nur nach unten. Sie ahnten aber nicht, dass sie nach einer kurzen Weile die Treppe wieder nach oben steigen müssen, um unseren “bunten Teppich“ auszulegen. Die Aufgabe war, die alte zerbrochene Treppe in einen „Königsweg“ zu verändern. Jeder Schüler bedeckte eine Stufe mit seinem bunten Krepppapier. Das Ergebnis hat uns alle überrascht. Die bunten Farben des Papiers haben einen sehr kräftigen Kontrast zu dem umliegenden Grün gebildet. Jeder Schüler wollte gleich unseren neuen Weg ausprobieren, jeder wollte sich wie der König von Divoká Šárka fühlen. Deshalb sind die Schüller ohne müde zu werden mehrmals nach oben und wieder nach unten gelaufen. Sogar ein kurzer Regenschauer hat die Schüler nicht gestört. Sie haben begeistert beobachtet, was für  interessante Farbeffekte, Flecken durch die Regentropfen auf dem Papier entstanden sind.
Als dies keinen Spaß mehr machte, entschieden sich die Schüler einen alten Apfelbaum in einen Zauberbaum verwandeln zu wollen. Mit viel Mühe begannen sie ihn zu umwickeln. Aber warum sind auch die Hände von jedem Kind so bunt geworden? Das nasse Papier hatte Farbe verloren, und so haben wir nicht nur den alten Apfelbaum wieder zum Leben erweckt, sondern auch meine ganze Klasse strahlte farbig. Am diesem Tag haben wir auch noch einen Felsen mit buntem Krepppapier umwickelt und manche Schüler haben sich sogar selbst mit den Papieren geschmückt. Dadurch haben die Schüler spielerisch die Kunstrichtung Bodyart erfahren.
Am diesem Tag waren nicht nur unsere Hände bunt, sondern auch unsere Fantasie und Erlebnisse. Ich glaube beim nächsten Familienbesuch laufen die Kinder nicht mehr ohne Wahrnehmung durch diese Landschaft. Im Gegenteil sie erleben wieder ihre Erinnerungen durch das Erzählen mit ihren Eltern. Literatur:
Slavík, J. (2001) Umění zážitku, zážitek umění I. Praha: Univerzita Karlova v Praze, 2001.
Roeselová, V. (2000) Proudy ve výtvarné výchově. Praha: Sarah, 2000.
Bláha, J.; Slavík, J. (1997) Průvodce výtvarným uměním V. Praha: Vydavatelství a nakladatelství Práce, 1997.