Eröffnung: 22. April 2025, 18.30 Uhr Ausstellung bis 23. November 2025 Haus der Geschichte Österreich, Neue Hofburg, Heldenplatz, Wien
Eine Ausstellung am Haus der Geschichte Österreich in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz
Im Frühjahr 2025 jähren sich die Ausrufung der Zweiten Republik und die Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft zum 80. Mal. Welche Gestalt könnte ein Denkmal annehmen, das sich die Republik Österreich selbst anlässlich dieser beiden historischen Momente und ihrer Bedeutung für die Gegenwart schenkt?
In Kooperation mit der Kunstuniversität Linz hat das Haus der Geschichte Österreich anlässlich von 80 Jahren Zweiter Republik die Künstler*innen Ramesch Daha / Fabian Antosch / Philipp Oberthaler, Gabriele Edlbauer und Franz Wassermann eingeladen, im Museumsfoyer drei Modelle für fiktionale Denkmäler für den Altan der Neuen Hofburg zu präsentieren, wo Adolf Hitler am 15. März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland bekannt gegeben hat.
Seit 2018 setzt sich das Haus der Geschichte Österreich mit der Geschichte und Gegenwart des Altans vielfältig auseinander. Die Präsentation der künstlerischen Modelle für ein Denkmal am Altan knüpft hier an. Sie dient als Anregung für Diskussionen über staatliche Geschichtssymbolik 80 Jahre nach der Befreiung von der NS-Herrschaft und über den künftigen Umgang mit dieser erinnerungspolitischen Leerstelle mitten am Heldenplatz.
Begrüßung und Einführung
Monika Sommer, Gründungsdirektorin hdgö
Brigitte Hütter, Rektorin Kunstuniversität Linz
Karin Harasser, Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz im Gespräch mit den Künstler*innen:
Ramesch Daha / Fabian Antosch / Philipp Oberthaler
Gabriele Edlbauer
Franz Wassermann
Eröffnung der Ausstellung
Andreas Babler, Vizekanzler
Entwurf von Ramesch Daha / Fabian Antosch / Philip Oberthaler
Altan, verdacht, 2024/2025, Vollholz gefräst, Plexiglas, Spiegelglas
Wie würde diese Idee den Umgang mit der österreichischen Vergangenheit verändern?
Hat sich die Republik Österreich nur ein wenig verdacht, als sie sich bis zur „Waldheim-Affäre“ als Opfer des Nationalsozialismus gesehen hat? Der Entwurf “Altan, verdacht“ bezweifelt die Unschuld des Gedankens und Gedenkens. Er deckelt die Terrasse mit einer Glasplatte, unter der ein*e Erwachsene*r gerade einmal aufrecht stehen könnte. Eine Nutzung als Ort der Selbstüberhöhung, etwa“als Bühne einer Ansprache, ist nicht länger möglich. Die 80 cm dickegläserne Decke markiert historische Brüche – zwischen Erster und Zweiter Republik, zwischen Diktatur und Demokratie –, verweigert aber eine eindeutige Botschaft. Diese ins Material getriebene erinnerungspolitische Leerstelle ist nicht vereinnahmbar. Im Gegenteil lastet sie, vom Heldenplatz aus betrachtet, auf den Besucher*innen, die, wie Karyatiden, die Verdachung zu tragen scheinen.
Entwurf von Franz Wassermann
MAHNWACHE, 2024/2025, 3D-Druck aus PAL, Granitstein aus dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen
Wie würde diese Idee den Umgang mit der österreichischen Vergangenheit verändern?
Wer oder was wird das Gedenken einmahnen, wenn die Zeitzeug*innen nicht mehr sprechen können? Diese Aufgabe wird in Franz Wassermanns Entwurf für den Altan einem massiven, unbearbeiteten Granitblock aus dem Steinbruch des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen übertragen. Die rohe Steinmasse verkörpert die Politik des Todes des Nationalsozialismus: die Ermordeten und Geschundenen des Lagersystems. Der im Modell verbaute Stein kommt aus Mauthausen und ist damit ein materieller Zeuge. Der schweigsame Wächter belastet fortan einen Ort, der der Propaganda diente, denn er steht an jenem Platz, von dem aus Adolf Hitler die berüchtigte „Anschlussrede“ hielt. Vom Balkon aus blickt er auf den Heldenplatz und damit auf die Erinnerung an eine frenetisch jubelnde Menge. Er schaut aber auch zum Parlament, zum Ort gelebter Demokratie und buchstäblich eingeschriebener Menschenrechte.
Entwurf von Gabriele Edlbauer
Good Riddance, 2025, Steinzeug glasiert, Zinn, Glas, Zimmerbrunnenpumpe, Schläuche
Wie würde diese Idee den Umgang mit der österreichischen Vergangenheit verändern?
Was wäre, wenn der Altan ins Innere der Hofburg geklappt würde,nach innen gekehrt, und damit zur Ausstellungsfläche des hdgö? Der vom Nationalsozialismus kontaminierte Ort würde musealisiert und gleichzeitig ein anderer Raum hergestellt werden. In einer spekulativen Geste schafft der Entwurf Good Riddance Platz für ein anderes Gedenken: Das bestehende Alma Rosé-Plateau würde durch die Verdrehung hinaus auf den Heldenplatz geschoben. Es fungierte in Zukunft als Ort des Andenkens an die im KZ Auschwitz-Birkenauumgekommene, aus Wien stammende jüdische Geigerin Alma Rosé.Eine Brunnenanlage würde an den Ort des ersten Auftritts der 15-jährigen Musikerin im Kurhaus Bad Ischl erinnern und ein Brunnen eine neue Geräuschkulisse schaffen. Der Unkontrollierbarkeit der Erinnerung begegnet die Skulptur mit einem Vorschlag des wilden, vielleicht sogar wütenden, Gedenkens.