Die OÖ-Nachrichten veröffentlichen einen Bericht von Sissi Kaiser, Lehrbeauftragte und Organisatorin der KinderJugendKreativUni.
Unter den Titel
"Was Sie wisssen müssen, um nicht ins Netz zu gehen"
fordert Medienpädagogin Sissi Kaiser Medienkompetenz als Teil der Ausbildung, Verbot von Werbung bei Kindern ud Maßnahmen gegen stereotype Rollenbilder.
Wenn es um die Medienkompetenz geht, bestehe ein großes Manko bei Schülerinnen und Schülern, aber ebenso bei Eltern und Lehrenden, sagt Sissi Kaiser. Die Filmemacherin, Medienpädagogin und Multimediale Kunsttherapeutin hält Workshops zum Thema und weiß: „Eltern und Lehrende erleben sich in diesem Bereich oft als hilflos.“ Es bestünden große Ängste. Medienkompetenz müsse also Teil der Ausbildung werden – für alle an der Medienerziehung Beteiligte. „Wir können mittlerweile auch belegen, wie sehr sogar eine einmalige intensive Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen vor falschen Idealen schützt, die Realität einschätzen lässt, die Eigenwahrnehmung erheblich stärkt und Stereotypen entgegenwirkt“, sagt Kaiser. Wichtig sei auch eine klare Regelung für Werbung für Produkte, die Kinder und Jugendliche ansprechen soll. „Oder wollen wir, dass ein Unternehmen Videos für Kinder anbietet, in denen versteckt Werbung vorkommt?“ fragt die Medienpädagogin. Sie fordert ein uneingeschränktes Verbot von Werbung bei Kindern und ein uneingeschränktes Verbot von Datenerhebungen zum Zweck der Profilerstellung bei Menschen unter zwölf Jahren durch Apps und Internet.
Selbstbewusster und kreativer Doch nicht nur die Werbung ist für das aktuelle Körperbild verantwortlich. Die Einflüsse sind vielfältig. „Unsere Gesellschaft hat auch heute noch ein veraltetes Weltbild der Frau und des Mannes, sowohl auf die Rollen bezogen als auch auf die äußeren Merkmale. Das findet sich heute immer noch in Kinderbüchern, aber auch in allen anderen medialen Ausdrucksformen. Gleiches gilt für Beruf und Ausbildung – im Prinzip für alle Bereiche der Gesellschaft“, sagt Kaiser. Möchte man die Sichtweise auf uns und unseren Körper realitätsnah und frei von Rollenbildern richten, sei das heute kaum möglich. „Ursache dafür ist unter anderem ein stereotypes Rollenverständnis, das noch immer durch alle Altersklassen, alle Gesellschaftsschichten, alle Berufe, täglich, meist unbewusst und in allen Lebenslagen gelebt wird“, sagt die Filmemacherin. Studien würden aber belegen: Weniger Stereotype führen zu einer freieren Entfaltung der eigenen Persönlichkeit schon im Kindesalter. „Das erzeugt Kreativität und Selbstbewusstsein.“ Was muss man also wissen, um nicht ins Netz der schönen Scheinwelt zu gehen? „Mädchen und Frauen sollten wissen, dass es niemandem, der ihnen etwas empfiehlt oder anbietet, darum geht, dass es ihnen gut geht. Oder dass sie sich dauerhaft attraktiv und selbstbewusst fühlen. Sie sollten wissen, dass es nur das Ziel gibt, dass sie sich stets unattraktiv fühlen, damit sie immer mehr und weiter kaufen“, sagt Kaiser. „Und sie sollten wissen, dass Social-Media-Plattformen und andere davon leben, dass diese das irreale Schönheitsideal mitvermarkten. Sie sollten wissen, dass Beziehungen zwischen Influencern und Nutzerinnen einseitig und parasozial sind. Und sie sollten wissen, dass sie nicht nur manipuliert werden, um Waren zu kaufen, sondern mittlerweile selbst die Ware sind.“
Online Artikel:
www.nachrichten.at/panorama/society/schoene-welt-im-internet