Auszeichnung für überholz-Absolvent Hannes Sampl und seine Kollegen von dunkelschwarz ZT.
Bereits zum fünften Mal wurde der Rosenheimer Holzbaupreis, Wettbewerb für architektonisch hochwertige Holzbauten aus Südbayern, Tirol und Salzburg, ausgelobt. Aus insgesamt 91 eingereichten Arbeiten konnte die Bergkapelle Kendlbruck überzeugen und den 2. Platz erreichen. Diese ist im Rahmen einer überholz-Masterthese entstanden.
Preisträger in der Kategorie Öffentlicher Bau/Gewerbe
Begründung der Fachjury: Die Kapelle besticht durch ihre Einfachheit, Maßstäblichkeit und Positionierung. Lobenswert ist der Anspruch der Selbstbauweise und das Weiterführen von Bautradition. Die Konstruktion potenziert die Architektur im Gesamten, spielt mit konstruktiven Zwischenräumen und führt das Außen ins Innere weiter. Mit der gezielten, integrierten Lichtführung wird Stimmigkeit und ein Raumerlebnis der besonderen Art erreicht.
Architektur und Bauleitung: Dunkelschwarz ZT OG, Salzburg
Bergkapelle, Kendlbruck, 2017
Entwickelt wurde eine kleine Kapelle in Selbstbauweise mit dem Anspruch, ausschließlich Potentiale und Ressourcen aus einem definierten, lokalen Betrachtungsumfeld zu nutzen. Architektur wird in diesem Zusammenhang nicht nur als Produkt, sondern als Prozess der Produktion aus lokalen Materialien im Zusammenspiel mit den beteiligten Personen und deren Fertigkeiten verstanden.
Mitten in der wunderschönen Landschaft der Lungauer Bergwelt zeigt sich eine kleine Bergkapelle in traditioneller Form. Da sie in gleicher Weise ausgerichtet ist wie die leicht tiefer gelegenen Almhütten, entsteht ein bemerkenswertes Ensemble inmitten der unberührten Berglandschaft.
Schon von weitem ist die kleine, ganz in Holz gehaltene Kapelle zu sehen – mit unaufgeregter Selbstverständlichkeit besetzt sie den Waldrand auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Alm. Je näher man ihr kommt, desto deutlicher zeigt sich, dass es sich hier nicht nur um eine Bergkapelle im traditionellen Sinne handelt.
Auf einem kleinen Natursteinsockel fügen sich kunstvoll ineinander verwobene Holzbalken zu einer reduzierten Schatulle aus massivem Holz zusammen. Die gestrickten Wände finden in Form von halb versetzten Balken im steilen Satteldach ihre Fortsetzung. Zwei zusätzlich eingefügte Wandscheiben erzeugen eine differenzierte Raumkomposition auf kleinster Fläche. Auf diese Weise wird der Eingang in die Hütte von außen ablesbar, innen sorgt eine auf die Giebelwand reduzierte Wandscheibe für eine mystisch anmutende Lichtführung, die den Raum förmlich zu entgrenzen scheint. Die auf den ersten Blick schlichte Anmutung der Kapelle täuscht, die außergewöhnliche Blockbautechnik schafft eine Vielzahl von wiederkehrenden, schmuckvollen Verschneidungen – die reinste Form des Ornaments. Eine wunderschöne Symbiose von architektonischer Gestaltung und Holzbaukunst (Text: Stefan Marte, dunkelschwarz ZT OG).
Mehr zum Projekt auf dunkelschwarz.com
Fachjury
Florian Aicher – Architekt BDA, Architekturpublizist, Lehrtätigkeit, lebt und arbeitet in Rotis/Allgäu
Prof. Stefan Krötsch – Architekt, Professor für Entwerfen und Baukonstruktion an der HTWG Konstanz
Prof. Florian Nagler – Architekt, Professor für Entwerfen und Konstruieren an der TU München, zahlreiche Gastprofessuren im In- und Ausland
Karl-Heinz Roth – ZÜBLIN Timber GmbH, Aichach
Prof. Michaela Wolf – Architektin, Professorin für Entwerfen und Grundlagen des Entwerfens an der Technischen Hochschule Rosenheim
Die Kunstuniversität Linz gratuliert sehr herzlich!