Eröffnung: 5. Juni 2018, 18.00 Uhr; Ausstellung bis 28. Juli 2018 splace am Hauptplatz, Hauptplatz 6, 4020 Linz
Begrüßung durch Sabine Pollak, Vizerektorin Kunstuniversität Linz.
Zur Ausstellung spricht Ruth Horak, Kunsthistorikerin und Kuratorin für Zeitgenössische Kunst und Fotografie.
Performance: ca. 19.30 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Dienstag bis Freitag von 11.00 bis 18.00 Uhr
Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag geschlossen
Sie flirtet gern mit dem Unkonventionellen, dem Subversiven und Experimentellen, sie verkauft unanständige Wörter, diskutiert die Vorrangstellung zwischen Kunstwerk und Künstler und macht damit ein breites Bezugsnetz auf, das von feministischen Autorinnen über die erstaunliche Vielfalt von Schimpfworten und Flüchen bis zur politischen Rede reicht. Sie ließ männliche Künstlerkollegen Gemüse schnitzen und dabei über Kinder und Karrieren diskutieren (Du meine Rettichblume, 1997), inszenierte aufwändig die Nicht-Entstehung eines fiktiven Filmes (Haus der Kälte 1998), oder verbreitete in Montagen von politischen Aussagen heimliche Nachrichten (Kassiber 02): Verhaltet euch ruhig und spart schneller, hieß es auf einem der offiziellen Plakaten des steirischen herbstes 2002, der das Thema Fremdkörper der ersten blau-schwarzen Regierung zugeworfen hatte. Ein aktuelles Update solcher Politiker-Phrasen in türkis-schwarz oder rot lädt zum Räsonieren ein: Werte, Generationen, Sicherheit, Stabilität waren es dort, Ordnungsprinzip und Sparmodelle sind es da. Politischer Populismus oder Immobilienspekulationen sind wiederkehrende Themen, es muss bei van der Straeten aber nicht immer (politisch) korrekt zugehen, es darf auch anstößig – Kill all artists – und natürlich humorvoll oder polemisch sein, chaotisch oder merk.würdig, aber vor allem muss es großzügig bleiben. Andrea van der Straeten sieht Sprache als Material, das sich formen und visualisieren lässt, das Doppelbedeutungen (noch – still), Bedeutungsdrehungen (lauter flüstern), gewandte und abgewandte Assoziationen oder überraschende Wortfolgen zulässt, und van der Straetens Aufstand gegen das aufgeräumte Denken unterstützen kann.
Für ihre Soloshow im splace hat Andrea van der Straeten anlässlich ihres letzten Semesters nach 23 Jahren an der Kunstuniversität Linz eine Auswahl zusammengestellt, die ihr vielgestaltiges Denken, Arbeiten und ihren Umgang mit Medien und Präsentationsformen vermittelt. Eine kurze Performance der Künstlerin am Eröffnungsabend hat einerseits einen kunstimmanenten Bezug, weil sie das Aufgreifen und Editieren von bestehende Materialien thematisiert, und ist andererseits eine polemische Reaktion auf die wachsenden Lehr- und Administrationsverpflichtungen einer weiblichen, universitären Arbeitskraft.
[Ruth Horak, Kunsthistorikerin und Kuratorin für Fotografie und bildende Kunst]
Kurzbiografie:
Andrea van der Straeten
1953 in Trier / Deutschland geboren. Nach einem abgeschlossenen Studium der Germanistik und Politikwissenschaften studierte Andrea van der Straeten Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Seit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in der Animationsfilmklasse von Maria Lassnig lebt die Künstlerin seit 1987 in Wien. Sie begann ihre Arbeit an der Kunstuniversität Linz 1995 mit Professor Herbert Lachmayer.
Nach einer 1-jährigen Professur für künstlerische Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien übernahm sie 2002 als Professorin die Leitung der Studienrichtung Bildende Kunst / Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz.
Sie war Gastlehrende u. a. an der School of Art + Design der University of Illinois at Chicago und am Piet Zwart Institute der Willem de Kooning Akademie Rotterdam. In ihrer konzeptuellen und experimentellen Kunst verarbeitet sie schon seit den 1990er Jahren flüchtige Sprachformen wie Gerüchte, politische Rethoriken, Gespräche oder die sogenannte bad language wie Flüche, Beschimpfungen oder fake news zu komplexen Werken mit einer großen formalen Bandbreite von Fotografie, Film, Video, Installation, Objekt, Sound oder Zeichnung.
Ihre Arbeiten befinden sich in internationalen privaten und öffentlichen Sammlungen wie u.a. dem Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxembourg, der Generali Foundation, Wien/Salzburg oder dem Lentos Museum. Zahlreiche Preise und Stipendien. Sie wird vertreten durch Galerie Raum mit Licht, Wien.
Ausgewählte letzte Publikationen:
Künstlerische Monografien:
Landesgalerie Linz / Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain (Hg.): Andrea van der Straeten, [as if].
Wien: Schlebrügge.Editor 2013.
Center for Curatorial Studies, Bard College (Hg.): Andrea van der Straeten, Not Again, “Making History” Reimagined. Newly commissioned work by Andrea van der Straeten curated by Sarah Demeuse, Wien: Schlebrügge.Editor 2010.
Andrea van der Straeten: Lauter Flüstern/Whispering Louder. Künstlerbuch mit Texten der Künstlerin und einem Gespräch mit Alexander Kluge, Wien: Schlebrügge. Editor 2008.
Publikationen im Rahmen der universitären Lehre:
Andrea van der Straeten (Hg.): Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Wien: Schlebrügge. Editor 2018
Andrea van der Straeten (Hg.): Der Käfig ist auf und der Zoo zu. Wien: Sonderzahl Verlag 2015.
Andrea van der Straeten (Hg.): Material:Sprache. Wien: Sonderzahl Verlag 2011.
Andrea van der Straeten (Hg.): Wir müssen weiter denken als unsere Pistolen schießen. Die Experimentelle Gestaltung 2002 – 2007. Wien: Sonderzahl Verlag 2008