zum Inhalt
TALK

Endosymbiotische Komputation: Müssen neue Medien gemein werden?

10. Dezember 2024, 18.00 Uhr Kunstuniversität Linz, Expostmussik, Domgasse 1, 4020 Linz

Epistemologische Herausforderungen und ihre Gegenentwürfe

Vortrag von Shintaro Miyazaki (Berlin) im Rahmen der Reihe relatifs.

Ohne symbiotisches Zusammenleben gäbe auf der Erde keine Pilze, Pflanzen, Insekten, Fische, Vögel, Säugetiere und auch keine Menschen. Im Lauf der Evolution sind unsere Zellen eine symbiotische Verbindung mit eigenständigen Mikroorganismen eingegangen, die zentrale Stoffwechselfunktionen übernehmen. Shintaro Miyazakis Vortrag untersucht die Schnittstellen dieses Vorgangs der Endosymbiose zu technologischen Phänomenen und Fragen des Gemeinwesens in der gegenwärtigen algorithmischen Kultur.

Der Medientheoretiker hat sich in seinen Forschungen mit Zusammenhängen von Digitalität, Komputation und gesellschaftlicher Transformation beschäftigt und dabei auf die Frage fokussiert, inwieweit sich alternative Rhythmen des kooperativen, solidarischen Zusammenlebens beobachten und weiterentwickeln lassen.

Der Vortrag baut auf zwei Ausdrücken auf: 1) Endosymbiose und 2) Komputation. Endosymbiose meint das Ineinander-Verschmelzen zweier vormals getrennt lebender Entitäten und besteht aus den altgriechischen Affixen endo (innerhalb), sym (zusammen) und bios (leben). Der zweite Begriff, nämlich Komputation ist auf englisch Computation in der Informatik geläufig, im Deutschen mit dem K jedoch veraltet. Kom steht für zusammen oder gemeinsam, putare für vermuten, einschätzen und berechnen. Komputation meint dementsprechend nicht nur das Zusammenrechnen, sondern auch das gemeinsam getätigte Einschätzen, Vermuten und Berechnen. Der Vortrag untersucht die Eigenschaften einer endosymbiotischen Komputation und ihr Potential für das Gemeinwerden neuer Medien.

Shintaro Miyazaki ist Juniorprofessor für digitale Medien und Computation am Fachbereich Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin und war 2014–2021 „Senior Researcher“ am Institut Experimentelle Design und Medienkulturen der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel. Er lehrt und forscht im Bereich (digitale, algorithmische und signalverarbeitende) Medien und Machtkritik. Mongraphien: Algorhythmisiert: Eine Medienarchäologie digitaler Signale und (un)erhörter Zeiteffekte (2013) und Digitalität tanzen! Über Commoning & Computing (2023).

TERMINE IM WINTERSEMESTER 2024

15. Oktober 2024 / Kepler Salon
Jiré Emine Gözen: Sociotechnical Imaginaries: Epistemologische Herausforderungen und ihre Gegenentwürfe

26. November / Expostmusik
Tom Holert: Kulturpolitik oder schon Kunstpolitik? Die Regierung der zeitgenössischen Kunst

10. Dezember 2024 / Expostmusik
Shintaro Miyazaki: Endosymbiotische Komputation: Müssen neue Medien gemein werden?

7. Jänner 2025 / Kepler Salon
Erika Balsom: Feminist Observation: The Case of Processo per stupro (A Trial for Rape, 1979)

Poster.pdf