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TALK

Meer Denken. Von queeren Quallen, Seerecht, Kabelwegen und Tiefsee(t)räumen

23. Januar 2018, 18.00 Uhr Domgasse 1, Expostmusik, 4. OG

Vortrag von Nanna Heidenreich im Rahmen der Reihe "relatifs".

Ja, nein, vielleicht? Der Klimawandel wird, so will es scheinen, zur Wahl gestellt. Wird es wärmer, ändert sich das Wetter und sind die vielfach beobachteten immensen Quallenblüten neue oder doch alte zyklische Phänomene? In jedem Fall verdanken die Quallen ihre Blüte den für sie verbesserten Nahrungs- und Lebensraumbedingungen. „Ideale“ Bedingungen, die durch das Aussterben anderen Lebens in den Ozeanen entstehen. Dead zones, die toten Zonen der Weltmeere, erlauben der queeren Performativität der Quallen, so Cord Riechelmann mit einem Begriff von Karen Barad, sich zu entfalten: zur Blüte zu kommen. The end of the world as we know it, sangen R.E.M. 1987 auf ihrem Album Document – and I feel fine. Auch den Seeigeln behagt das Sterben anderer, einem neuen Waldsterben unter Wasser, dem massiven Verschwinden von Tangwäldern. Wenn es den Quallen und den Seeigeln also gut geht, und das Leben, wie wir es kennen, wie auch Donna Haraway bezeugt, zwar offensichtlich dabei ist, zu Ende zu gehen, aber das Leben selbst – inventive Microbes beispielsweise– nicht, wie stellen wir (neue?) Verbindungen her?
Die Suche nach anderen Formen der Verbindung (Optionen des Durchspielens: Poetics of Relation über die Sammlung „obskurer“ Fakten, epischem Erzählen bis zum Scrollytelling) bestimmt diesen Vortrag, der sich auf jenes „uncharted terrain“ begibt, das gerade erschlossen, aufgeteilt, verdatet und in Besitz genommen wird: der glatte Raum des Meeres (Deleuze/Guattari) wird von neuen Grenzziehungen erfasst, eine Aufteilung und Parzellierung, die als Neo-Kolonialismus beschrieben wird und „das Erbe der Menschheit“ in den letzten Jahren um ungefähr 50% seiner ‚Assets’ gebracht hat. Im Wasser der Weltmeere treffen historische Spuren, regressive Phantasien, Myhthologisierungen und handfeste politische und ökonomische Interessen aufeinander (Natalie Lettenewitsch). Dieser Vortrag versucht sich in einer ersten Schwimm- und Tauchübung in diesen Gewässern.

Die Veranstaltungsreihe wird von Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Kulturwissenschaft), Anne von der Heiden (Kunstuniversität Linz, Kunstgeschichte und Kunsttheorie) und dem Kepler Salon Linz ausgerichtet.